Einsatzstellenhygiene der Feuerwehr
Konzepte zur Einsatzstellenhygiene bei der Feuerwehr haben in den letzten Jahren eine größere Aufmerksamkeit erfahren. Spätestens seitdem 2018 Studien kanadischer Wissenschaftler belegen, dass Krebs die häufigste Ursache von Feuerwehrleuten ist.
Eine der größten Gefahren birgt der Ruß. Nicht nur, dass er sich auf der Schutzausrüstung und Einsatzmitteln absetzt und die Einsatzkräfte ihn einatmen. Fährt eine Einsatzkraft wie früher mit der verrußten Schutzausrüstung (PSA) zurück in die Wehr, wird der Ruß im schlimmsten Fall bis in die private Wohnung verschleppt. Darüber hinaus kontaminieren sich alle Personen im näheren Umfeld.
In vielen Wehren stehen daher die Maßnahmen zum Schutz ihrer Gesundheit vor Kontamination und Inkorporation von Schadstoffen auf dem Prüfstand. Für unsere Ortswehr war dankenswerterweise die Konzeption für die Einsatzstellenhygiene der Feuerwehr der Stadt Nidda ein Initialfunke für ein eigenes Konzept. Seit dem XXXX ist dieses für die FFW der Stadt Bernburg verbindlich.
Hygienekonzept für Einsatzstellen der Bernburger Feuerwehr
Das Hygienekonzept legt fest, wie eine Gefährdung der Einsatzkräfte durch Brandrauch und damit verbundene Gefahrenstoffe vermieden werden kann. Darüber hinaus beschreibt es Hygienemaßnahmen, die bei Einsätzen zu berücksichtigen sind. Zwei Hygienestufen umfassen die Ressourcen, den Umfang und Ablauf der Dekontamination.
Bereiche der Dekontaminierung
Grundsätzlich findet die Dekontaminierung in drei Bereichen statt. Diese sind durch farbige Planen auf dem Boden in der Reihenfolge Rot – Gelb – Grün gekennzeichnet.

Hygienestufe 1
Diese Stufe ist für den Einsatz von bis zu zwei Trupps an Atemschutzgeräteträgern vorgesehen. Sie dient der Dekontamination von Brandrauch und schädlichen Stoffen.
Der Umfang der Einsatzmittel bezieht sich auf die Löschfahrzeuge der Ortswehren. Sie sind mit einem Hygieneboard bzw. einer Hygienekiste mit festgelegtem Inhalt ausgestattet.
Ablauf der Hygienestufe 1
- Grobreinigung der PSA mit Pressluft
- Grobreinigung der Schutzstiefel mit Bürste und Stiefelreiniger
- Der AGT kniet mit angeschlossenem Lungenautomaten im roten Bereich, Ablegen Helm, Lampe, Funkgerät u.ä.
- Ablegen der Feuerwehrschutz-Handschuhe und Anlegen von Einmalhandschuhen
- Ablegen des Pressluftatmers nach vorn
- Ablegen der Jacke, Flammschutzhaube über bzw. mit der Maske abziehen
- Wechseln der Einweghandschuhe (kontaminiert), Anlegen einer FFP3-Maske
- Persönliche Gegenstände der PSA in Zipp-Beutel verpacken, beschriften (Helfer), PSA in blauem PE-Beutel verpacken und mit Aufkleber versehen (Helfer)

Transport kontaminierter Geräte, Einsatzmittel & Atemschutzgeräte
- Den Transport im Mannschaftsraum oder in einem Geräteraum, der nicht davon getrennt ist, möglichst vermeiden.
- Der Transport kann im Geräteraum eines Löschfahrzeuges erfolgen, wenn kein Logistik-Fahrzeug vor Ort ist.
- Geräte und Einsatzmittel werden an der Einsatzstelle mit klarem Wasser und Bürste grob gereinigt.
- Der Fahrzeugführer ist für die Ladungssicherung verantwortlich.
- Pressluftatmer sind grundsätzlich drucklos, und möglichst in einem PE-Beutel verpackt zu transportieren.
- Die Entgegennahme kontaminierter Geräte, Einsatzmittel und PA erfolgt mit angemessener Schutzkleidung (Einmalschutzanzug, FFP3-Maske, Einmalhandschuhe, Schutzbrille).
Hygienestufe 2
Werden mehr als drei Trupps an Atemschutzgeräteträgern mit Brandrauch und schädlichen Stoffen kontaminiert, greift diese Stufe. Sie umfasst an Einsatzmitteln das Mehrzweckfahrzeug (MZF) der Ortswehr Aderstedt mit Logistik-Anhänger und den Gerätewagen-Nachschub (GW) der FW Bernburg.
Ablauf der Hygienestufe 2
- Grobreinigung der PSA mit Pressluft
- Grobreinigung der Schutzstiefel mit Bürste und Stiefelreiniger
- Der AGT kniet mit angeschlossenem Lungenautomaten im roten Bereich, Ablegen Helm, Lampe, Funkgerät u.ä.
- Ablegen der Feuerwehrschutz-Handschuhe und Anlegen von Einmalhandschuhen
- Ablegen des Pressluftatmers nach vorn
- Ablegen der Jacke, Flammschutzhaube über bzw. mit der Maske abziehen
- Wechseln der Einweghandschuhe (kontaminiert), Anlegen einer FFP3-Maske
- Persönliche Gegenstände der PSA in Zipp-Beutel verpacken, beschriften (Helfer), PSA in blauem PE-Beutel verpacken und mit Aufkleber versehen (Helfer)
- Ausziehen der Schutzstiefel
- Ausziehen der Schutzhose, danach in den gelben Bereich wechseln
- Ausziehen des Oberteils (Shirt, Pullover), in grünem PE-Beutel verpacken
- Reinigung der Hände & Haut-partien an Hals, Gesicht, Kopf etc. mittels Einwegwaschlappen oder Reinigungstücher
- Wechselsachen anziehen
- FFP3 Maske entsorgen, Reinigung von Helm, Handlampe, u.ä. mit Einwegwaschlappen oder Reinigungstücher durch Helfer
- Übergabe des PE-Beutels mit den persönlichen Gegenständen, Helm und Verpflegung, dann in den grünen Bereich wechseln

Ausstattung des Logistik-Anhängers
- Schnelleinsatzzelt (aufstellbar, mit Zeltwänden)
- Schnelleinsatzzelt (aufblasbar)
- Waschstation
- Rollcontainer mit Klapptischen, Klappbänken und Beleuchtung
- Stiefelreiniger
- Kompressor
- Rollcontainer mit mehreren Hygienekisten mit Wechselsachen, Reinigungsmitteln u.ä.
Grundsätze für den Transport kontaminierter PSA und Ausrüstung
- Der Transport erfolgt nach Möglichkeit mit einem Logistik-Fahrzeug.
- Kontaminierte PA werden vor dem Transport am Hygieneplatz zentral gelagert.
- Pressluftatmer werden grundsätzlich drucklos und möglichst in einem PE-Beutel verpackt transportiert.
- Geräte und Einsatzmittel, sind an der Einsatzstelle mit klarem Wasser und Bürste grob zu reinigen.
- Die Entgegennahme erfolgt mit angemessener Schutzkleidung (Einmalschutzanzug, FFP3-Maske, Einmalhandschuhe, Schutzbrille).
Der richtige Platz für die Dekontaminierung
Bei der Festlegung der Lage des Dekon-Platzes bei der Feuerwehr sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen:
Wahl des Standortes
Der Dekon-Platz sollte an der windzugewandten Seite außerhalb des Gefahrenbereichs eingerichtet werden. Die Windrichtung verläuft also vom sauberen zum kontaminierten Bereich, um eine Kontamination mit Schadstoffen zu vermeiden.
Selbstredend muss ausreichend Platz für die Bereiche der Dekontamination vorhanden sein. Ein fester Untergrund erleichtert den Aufbau.
In der Regel erfolgt die Wasserversorgung aus dem öffentlichen Trinkwassernetz über einen Hydranten. Alternativ dient ein Löschfahrzeug als Wasserquelle.

Beleuchtung des Dekon-Platzes
Der Aufbau der Beleuchtung gehört zu den ersten Maßnahmen beim Einrichten des Dekon-Platzes. Als Lichtquellen stehen fahrzeugeigene Teleskop-Lichtmasten zur Verfügung und stationäre Flutlichtstrahler. Teleskop-Stative standsicher aufstellen und ggf. mit Abspannseilen sichern!
Werden Generatoren zur Stromversorgung eingesetzt, sollten diese abseits des Dekon-Platzes stehen. Abgase und Geräuschpegel erschweren sonst die Dekontaminierung. Leitungstrommeln und Geräteanschlussleitungen müssen zum Schutz vor Überhitzung vollständig abgewickelt werden.
Idealerweise ist der Dekon-Platz spätestens 15 Minuten nach dem ersten Anlegen von Atemschutzgeräten betriebsbereit.