Interview mit Hanna
Von der Kinderfeuerwehr zur Einsatzkraft
HANNA DUFT IST PRAKTISCH VON KINDESBEINEN AN BEI DER FEUERWEHR. Seit 2011 gehört sie dazu. Zunächst in der Kinderfeuerwehr, später in der Jugendfeuerwehr. Kaum wurde sie 18 Jahre und damit aktive Einsatzkraft, absolvierte sie von 2023-2024 erfolgreich die Lehrgänge Truppfrau I, First Responder, BOS-Sprechfunk, Atemschutzgeräteträgerin (AGT) Technische Hilfeleistung, Truppführerin und Truppfrau II.
Wer noch nie mit Feuerwehrleuten zu tun hatte, dem drängt sich die Frage auf:“Warum macht sie das?“ Wir haben sie einfach gefragt.
Warum wolltest du als kleines Mädchen schon mit sechs Jahren zur Kinderfeuerwehr?
Hanna: Meine Eltern waren damals bei der Feuerwehr in Aderstedt und meine Vorbilder. Wenn sie bei Alarm alles stehen und liegen ließen, war das für mich als Kind aufregend. Meist kamen sie erst nach Stunden und oft abgekämpft nach Hause. Natürlich habe ich sie dann Löcher in den Bauch gefragt. Ich fand das immer spannend und interessant.
Als dann die Kinderfeuerwehr gegründet wurde, kam eine Anfrage im Kindergarten. Klar, dass ich mit meinen Freunden dort hinwollte.
Gab es Momente, in denen du als Kind bzw. Jugendliche keine Lust mehr hattest? Wodurch wurdest du gehalten?
Hanna: Nach den ersten Stunden bei der Kinderfeuerwehr habe ich im Kindergarten davon geschwärmt, später Feuerwehrfrau zu werden. An dieser Begeisterung hatte sich nichts geändert. Selbst in der Pubertät nicht, als ich in der Jugendfeuerwehr war. Nur nach der Grundausbildung wollte ich mehr und am liebsten schon bei den Erwachsenen im Ausbildungsdienst mitmachen.
Welchen Einfluss hatte die Mitgliedschaft in der Jugendfeuerwehr auf dich?
Hanna: Der war sehr groß. Eigentlich war ich ziemlich schüchtern, aber bei der Jugendfeuerwehr legte sich das. Darüber hinaus lernte ich dort meine engsten Freunde kennen.
Für mich war die Jugendfeuerwehr immer das Event der Woche, auf das ich mich gefreut habe. Außerdem hat sie mich, neben dem technischen Verständnis, auch menschlich geprägt. Z.B. lernte ich in manchen Situationen, selbstloser zu denken.
Hanna (links) bei der Jugendfeuerwehr
Was sagen deine Freunde dazu?
Hanna: Die kennen mich und finden das völlig selbstverständlich. Mein bester Freund Leon ist ja ebenfalls bei der Feuerwehr. Nachfragen gibt es nur, wenn per Social Media Fotos von den Einsätzen auftauchen.
Aber es gab durchaus einzelne Meinungen, bei denen die Sinnhaftigkeit der vielen Lehrgänge nach dem Motto:“Was bringt das?“ hinterfragt wurde.
Du warst als AGT schon im Einsatz. Kennst du Angst? Wie gehst du damit um?
Hanna: Sollte man nicht haben, denn das könnte in Panik ausarten. Ich würde es eher Respekt nennen. Den habe ich immer, auch wenn das Adrenalin durch den Körper schießt. Man läuft sonst Gefahr, leichtsinnig zu werden. Der Fokus liegt auf dem Auftrag. Dieser muss strukturiert abgearbeitet werden. Man lernt eine kühlen Kopf zu behalten, weil die Erfahrung steigt und die Abläufe sitzen.
Wirkt sich dieses Ehrenamt auf berufliche Bewerbungen aus? Hast du damit schon Erfahrungen?
Hanna: Oh ja, absolut! Ich habe mich für die Ausbildung zur Notfallsanitäterin beworben und wurde angenommen. Für diesen Beruf ist die Mitgliedschaft in der Feuerwehre ein positives Auswahlkriterium. Der Grund sind u.a. die ethischen Grundsätze der Feuerwehrleute und ihre technische Auffassungsgabe.
Wie siehst du deine Perspektive in der Feuerwehr? Hast du Ziele?
Hanna: Vor allem Erfahrungen sammeln! In einigen Jahren würde ich mich noch gern zur Maschinistin ausbilden lassen. In Führungspositionen, außer Truppführerin, sehe ich mich ehrlich gesagt nicht.
Die Frage, was es einem bringt bei der Feuerwehr zu sein, hat sicherlich jede Einsatzkraft schon irgendwann gestellt bekommen. Das geht nicht nur Hanna so. Meist schwingt eine gehörige Portion Unverständnis mit. Der Aufwand an Zeit, Ausbildung, Alarme, Einsätze und das Ganze als Ehrenamt. Warum?
Als Antwort reichen ein oder zwei Sätze nicht aus. Aber Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Teamarbeit und ganz profan das Gefühl etwas Gutes zu tun, werden von allen als wichtigste Gründe genannt. Genau das empfinden auch junge Einsatzkräfte wie Hanna, die noch vor Kurzem in der Jugendfeuerwehr waren.