Zeltlager der Jugendfeuerwehr 2024
ES IST OHNE FRAGE TRADITION. Neben dem Oktoberfest und der Lichterfahrt zu Weihnachten, gehört das Zeltlager der Jugendfeuerwehr zu den jährlichen Höhepunkten der OF Aderstedt. Schon Monate vorher sind die Einsatzkräfte in den Diensten konzeptionell mit dem Ablauf beschäftigt.
Bisher fand das Zeltlager in Güsten statt. In diesem Jahr jedoch vom 19. bis 21. Juli das erste Mal an der Wache in Aderstedt. Bestes Wetter und trotz Urlaubszeit eine gut gefüllte Teilnehmerliste, ließen manchen vermuten: „Wird wie immer laufen!“ Weit gefehlt! Diesmal nicht.
Wehrleiter sind einfallsreich
Es liegt natürlich in der Natur der Wehrleiter, permanent am Ausbildungsniveau zu schrauben. Also Spaß ja, aber immer gemäß dem Sprichwort:“Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“
Drei Tage mit den Einsatzkräften und extra angereisten Kameraden der Partnerfeuerwehr aus Leichlingen zu verbringen, gemeinsam am Handwerk zu feilen und in Zelten zu schlafen, war bisher immer eine spannende Angelegenheit. Was niemand wußte, dass der Wehrleiter während des Frühstücks am Samstag einen Alarm auslösen würde.
Damit auch wirklich reale Bedingungen herrschen, war er schon am Freitagmorgen zur Feuerwehrtechnischen Zentrale in Staßfurt und zur OF Biendorf unterwegs. Für die AGT wurden zusätzliche Atemschutzgeräte geholt und eine Nebelmaschine für dichten „Rauch“.
Kommt ein „Wohnungsbrand mit Person“ auf den Meldern weiß jeder, es muss besonders schnell gehen. Alle genossen das Frühstück. Plötzlich der Alarm. Reflexartig schauen alle den Wehrleiter an. Der hat ein zufriedenes Grinsen im Gesicht mit der Botschaft:“Überraschung! Nun macht mal. Ich bin heute kein Gruppenführer.“ Es dauerte nur Sekunden und die Sitzbänke waren leer gefegt.
Roy Matthias übernahm die Gruppenführung auf dem Löschfahrzeug und Sven Judenhahn für das Mehrzweckfahrzeug. Die Lageerkundung vor Ort in der Villa, Hauptstraße 8 ergab: Zimmerbrand, 3 Personen vermisst, davon 1 Kind mit körperlichem und geistigem Handicap.
Jedes Mitglied der Jugendfeuerwehr wurde einer Einsatzkraft zugeordnet. Gemeinsam sorgten sie für die Ausrüstung der AGT-Kräfte, den Aufbau der Wasserentnahme, aber auch die Bereitstellung der Dekontaminierung und einer Triage für Verletzte.
Selbst die Leichlinger Kameraden mußten mit ran. Christopher Brandenburger ging als Maschinist in den Einsatz, Claudia Domnisch gehörte zu den Vermißten und Frank Domnisch zum KID-Team (Kriseninterventionsdienst).
Darüber hinaus galt es, die zu rettende Person mit Handicap im Rollstuhl aus dem 3. Stockwerk zu tragen. Insgesamt also ein anspruchsvoller Einsatz.
Das Ergebnis: Brand gelöscht, alle Personen gerettet
Das Wie ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Sven:
„Die Jugendfeuerwehr beherrschte die bisher gelernten Handgriffe und die Gerätekunde richtig gut. Es war beeindruckend, wie motiviert und begeistert Lena Wiltner als neues Mitglied, Maja Pinkert, Hannes Duft oder Ben Dombrowski bei der Sache waren. Die Zusammenarbeit mit den aktiven Einsatzkräften hat einfach super geklappt. Respekt!“
Eine derartige Aufgabenstellung wie in einem echten Einsatz zu bewältigen, bringt eine Menge Aufregung mit sich. Unter Stressbedingungen ruhig zu bleiben und fokussiert seine Aufgaben zu erledigen, ist auch in der Feuerwehr nicht angeboren. Für diese Fähigkeit legt die Jugendfeuerwehr in realen Übungen die ersten Grundlagen an.
Hannes staunte, wie die Einsatzkräfte in einem komplexen Einsatz unter Zeitdruck vorgehen:
„Für mich war es wichtig zu spüren, wie sich echter Zusammenhalt im Einsatz anfühlt.“
Ähnlich formulierte es Maja:
„Ich fand es total schön, dass wir das alle gemeinsam geschafft haben. Mir haben die Gespräche viel gegeben.“
Allerdings fügt sie selbstkritisch an, dass es ihr immer noch schwer fällt, die Geräte auf den Fahrzeugen zu finden.
Der Lohn der Arbeit fiel entsprechend jugendgemäß aus. Auf dem Sportplatz an der Strenge gab´s Fußball. Aber nicht, wie ihn jeder kennt, sondern standesgemäß mit dem Strahlrohr. Das THW sicherte die Wasserzufuhr und hatte in der VIP-Lounge eine Menge zum Lachen.
Badesachen an, „Schutzbrille“ auf, Spülstellung am Strahlrohr und Wasser marsch. Es ist ein Riesengaudi mit einem Strahlrohr den Fussball zu treffen und ins gegnerische Feld zu befördern. Wahrscheinlich hat der Ball das wenigste Wasser abbekommen.
Danach konnten alle im „Ausklingbecken“ an der Wache in Form eines Pools den vermeintlichen Sieger diskutieren. Es versteht sich von selbst, dass bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 30°C dieser Pool ein Highlight für sich war.
Doch der Wehrleiter war noch nicht fertig mit der Mannschaft. Warum nachts schlafen, wenn man noch Sprechfunk üben kann. Ginge auch im Liegen auf dem Bett, macht aber mehr her in einer Nachtwanderung.
Dafür gab es zum Abschluss dickes Lob von ihm. Wie gewohnt kurz und knackig:“ Habt ihr echt klasse gemacht! Vielen Dank!“ Naja, ganz so kurz war es dann doch nicht. Wenn schon unter Einsatzbedingungen, dann gehört auch ein Auswertungsgespräch dazu. Dort wurde auch nochmals den Leichlinger Kameraden und dem THW für ihren Einsatz gedankt.
„Das gemeinschaftliche Fazit war jedoch das Wertvollste. Unbedingt nächstes Jahr wieder!“