Ausbildung auf die heiße Tour

10 Stunden bei Temperaturen bis 31°C, Brandschutzanzug, AGT, diverse Einsatzlagen als Übungspensum und alles am freien Samstag- wer denkt sich so etwas aus?

Wer jetzt an Masochisten denkt, liegt falsch. So sieht ein Tagesprogramm aus, wenn sich Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Aderstedt, Biendorf / Wohlsdorf, Bernburg und Mitglieder des „Helfer für Helfer in Not e.V.“ aus Magdeburg auf den Ernstfall vorbereiten (insgesamt 41 Teilnehmer).

Endlich kann´s losgehen

Seit einem dreiviertel Jahr wurde der Termin in Regie der Aderstedter vom Verbandsführer Mario Große( Wehrleiter OF Aderstedt), Tobias Berger (Zugführer OF Biendorf / Wohlsdorf) und Dennis Brandt (Helfer für Helfer in Not e.V. Magdeburg) geplant.

Der organisatorische Aufwand war beträchtlich. Konzept einreichen, Genehmigungen einholen, Kosten decken, Verpflegung mit der Küche absprechen, reichlich Getränke absichern, zusätzliche Atemschutzgeräte besorgen, Urkunden entwerfen u.v..m. Das erforderte viele Mittäter.

Ankunft in Heyrothsberge

Was jedoch überhaupt geübt werden sollte, konnten Verbandsführer und Zugführer erst vor Ort auf dem Gelände des Institutes für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge festlegen. Ihre Ideen hatten es dann aber in sich.

Ausgesprochen realistisch: Unsere Einsatzlagen

  • Wohnungsbrand im 2. OG, verletzte Person in der Wohnung, zwei Personen auf dem Balkon, eine Person in der Nachbarwohnung
  • unter einem brennenden Gastank eingeklemmtes Auto in unmittelbarer Nähe eines Gebäudes
  • eingeklemmte Frau unter Betonplatten
  • Autounfall mit verletzter Person im Auto und einer unter dem Auto liegenden Person
  • stark verrauchter Zugwaggon mit zwei verletzten Personen und mehreren unverletzten Personen.

Holpriger Start

Keinem war vorher bekannt, was auf uns zukommt. Danach stand unausgesprochen in einigen erschöpften, aber grinsenden Gesichtern:“War vielleicht auch besser so!“ Es wurde wirklich hart. Für alle, einschließlich der Führungskräfte.

Erschwerend für die unterschiedlichen Einsatzlagen mußten wir die Fahrzeuge der Wehren tauschen. Ihre Besatzung bestimmte das Los. Die Gewissheit aus den heimischen Diensten, z.B. wo die Geräte auf dem Fahrzeug liegen oder die eingeschliffene Teamarbeit, war damit dahin. Jeder musste sich neu orientieren und unter realen Einsatzbedingungen sofort anpassen.

Auswertung der ersten Übung

Es gehörte zur Lernkurve, dass die erste Übung etwas holprig ablief. Entsprechend gemischt waren unsere Gefühle, als es an die Manöverkritik ging. Für die Chefs war das einer der Prüfsteine für die Stimmungslage an diesem Tag. Schließlich macht der Ton die Musik. Wie ging sie aus?

Geht doch

Das zeigte sich bei der 2. Übung. Plötzlich lief es sprichwörtlich „wie geschmiert“. Eventuelle Verspannungen oder Unsicherheiten im Sinne von:“Das habe ich noch nicht gemacht. Was passiert mir bei einem Fehler?“ waren wie weggeblasen.

Allerdings hatten Mario und Tobias offensichtlich auch ausgezeichnete Beziehungen nach „oben“. Schließlich mussten sie noch irgendwie die Hitze eines Einsatzortes organisieren. Feuer legen ging nicht. Jupiter zeigte sich als Wettergott gnädig. Leider! Statt Blitz, Donner und Regen arbeiteten wir den ganzen Tag in praller Sonne.

Rückbau nach einer Übung

Vor allem für die AGT-Kräfte war das Schwerstarbeit, denn sie legten bei jeder Lage neu an. Ihre Augen sprachen Bände, wenn sie ihre Atemschutzmaske wieder abnehmen durften.

Nach der letzten Übung kam sie endgültig runter. Völlig verschwitzte Gesichter, klatschnasse Haare und ein glücklich-seliger Ausdruck in leuchtenden Augen. Irgendwie fragt man sich dann bei diesem Anblick, ob nicht doch eine Portion Masochismus im Spiel ist. Warum tun die sich das bloß an?

Aber das ist ohnehin eine der häufigsten Fragen, wenn Außenstehende Einblick in das Ehrenamt Feuerwehr erhalten.

Stillleben in der Pause

Ausgesprochen lehrreich waren die „Einlagen“ der Helfer für Helfer in Not. Deren schauspielerisches Talent war unverkennbar. Sie spielten betroffene Personen am Einsatzort äußerst realistisch.

Kurz vor Schluss verschärften sie die Einsatzlage mit einer Situation aus ihrer Arbeit. Mitten im Einsatz wurden zwei Kräfte abgezogen, um mit einer suizidgefährdeten Person im 3. Stock zu sprechen. Beide spürten den berüchtigten Kloß im Hals. Was sagt man da? Diese Situation war neu und sie hatten nur wenige Minuten für eine Entscheidung.

Einsatz in einem Bahnwaggon

Aber gegen 16:45 Uhr waren alle Einsätze erledigt. Letzte Auswertung des Tages durch die Führungskräfte, erste Frage von Tobias: „Wie fühlt ihr euch?“ Einmütige Antwort:“Platt! Krass, aber das war´s wert.“ Besser lässt sich das Ergebnis der Ausbildung nicht zusammenfassen.